DR Erich Vad beim Vortrag im Landheim Ammersee

Brigadegeneral a.D. Dr. Erich Vad bei den Schondorfer Begegnungen

Christina Ingerfurth
„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Anmerkungen zur internationalen Sicherheitslage“

Zu einer Schondorfer Begegnung mit dem Titel „Sicher ist, dass nichts sicher ist – Anmerkungen zur internationalen Sicherheitslage“ durfte wir Dr. Erich Vad, Brigadegeneral a.D. der Bundeswehr, am 20. November im Landheim begrüßen. Von 2006–2013 war Vad Gruppenleiter im Bundeskanzleramt, Sekretär des Bundessicherheitsrates und militärpolitischer Berater der damaligen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.

Die Gründe für Konflikte und Kriege
In seinem ca. 45-minütigen Vortrag gelang es Vad sehr überzeugend, den Zuhörern seine Perspektive auf die aktuellen Konfliktherde weltweit darzulegen: wirtschaftliche Macht und geopolitische Vorteile seien die vorrangigen Treiber, Menschenrechte und Freiheitsbestrebungen einzelner Nationen vergleichsweise nebensächlich. Russland, China und die USA seien die Mächte, die über Krieg und Frieden bestimmten, viele Konflikte weltweit seien reine Stellvertreter-Kriege. Überzeugende Beispiele formulierte er einige: Vietnam, Taiwan, Venezuela etc.

Zum Ukrainekrieg
Zentral seine Aussage, dass es im Ukrainekrieg auch im Interesse Deutschlands und Europas nur darum gehen könne, möglichst schnell und ggf. für einen hohen Preis für die Ukraine einen Frieden herbeizuführen, um diesen Abnutzungskrieg zu beenden und möglichen weiteren Forderungen oder gar Angriffen Russlands vorzubeugen. Dies formulierte er am Vorabend des 28-Punkte-Plans, der am 21.11. dann öffentlich wurde.

Man muss seinen Feind kennen und verstehen UND mit ihm reden.
Als militärpolitischer Berater von Angela Merkel hat Dr. Vad die Bundeskanzlerin auf fast all ihren Auslandsreisen begleitet, diese vorbereitet und war bei den Gesprächen mit diversen Staats- und Regierungschef anwesend. Die Einblicke, die er seinem Publikum zum Beispiel zu den Besuchen in Afghanistan, den Treffen mit Erdogan und anderen Autokraten geben konnte waren gleichermaßen erhellend, ernüchternd und amüsant. Sein Respekt und seine Bewunderung für Frau Merkel durchzogen seinen Vortrag und überzeugten auch das Publikum. Zentral sei bei ihr folgende Überzeugung gewesen: Man muss seinen Feind kennen und verstehen UND mit ihm reden.

Die Bedeutung von Persönlichkeiten
Aussagen, dass Putin immensen Respekt vor ihr gehabt habe und ein Angriff auf die Ukraine, wenn sie noch im Amt gewesen wäre, vermutlich nicht stattgefunden hätte, illustrierten die Bedeutung von Persönlichkeiten auf der weltpolitischen Bühne manchmal auch unabhängig vom jeweiligen Staatsapparat, für welchen sie agieren.

Der ehrliche Dialog
In der sich anschließenden Fragerunde ging es auch um mögliche innenpolitische Auswirkungen oder Voraussetzungen seiner von Friedensbestrebungen motivierten militärpolitischen Haltung. Hier schlossen sich kontroverse Diskussionen an, die in der aktuellen Zeit viel zu selten so offen und gleichzeitig zivilisiert geführt werden. Und damit ist man wieder bei Frau Merkels Überzeugung: Der ehrliche Dialog aller Seiten als entscheidende Größe in der Politik.